In der CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive) -konformen Nachhaltigkeitsberichterstattung ist die Wesentlichkeitsanalyse ein zentraler Bestandteil. Mit ihrer Hilfe ermittelt eine Organisation, welche Nachhaltigkeitsaspekte wichtiger und welche weniger wichtig sind. Daraus ergibt sich, welche Punkte in den Bericht einfließen und welche herausgelassen werden können. Anders ausgedrückt handelt es sich hierbei um eine Technik der Quantifizierung und Priorisierung.
Im Zusammenhang mit der Nachhaltigkeitsberichterstattung gilt das Prinzip der doppelten Wesentlichkeit. Das bedeutet, die betrachteten Nachhaltigkeitsaspekte werden in Ihrer Wirkung aus dem Unternehmen nach außen (Inside-Out), beispielsweise auf Umwelt, Gesellschaft, usw., sowie von außen auf das Unternehmen (Outside-In), z.B. das Klima, oder der demografische Wandel auf das Unternehmen, betrachtet.

Mit Hilfe eines zweidimensionalen Diagramms (siehe Grafik), werden die erhobenen Werte für jeden einzelnen Aspekt grafisch dargestellt. Mit Hilfe von Grenzwerten (Cut-Offs) wird definiert, welche Punkte nun wesentlich sind, also über dem Grenzwert und welche nicht. Alles was so als wesentlich eingestuft wird, geht in den Nachhaltigkeitsbericht, alles andere bleibt zunächst einmal aus dem Bericht draußen.
Nicht nur für die unmittelbare Vorbereitung der Nachhaltigkeitsberichtserstellung sondern auch für die Bewertung und Priorisierung von Nachhaltigkeitsaspekten für die Umsetzung in einer Organisation, kann die Wesentlichkeitsanalyse ein wichtiges Werkzeug darstellen. Deshalb wird sie immer wieder angepasst, bewertet und aktualisiert. Sie wird also fest in die Nachhaltigkeitsprozesse integriert. Mit Hilfe von Softwarelösungen für die Nachhaltigkeitsberichterstattung lässt sich auch die doppelte Wesentlichkeitsanalyse entsprechend automatisieren.
Beispiele für Themen aus der Wesentlichkeitsanalyse:
| Thema | Inside-out (Impact) | Outside-in (Risiko/Chance) |
|---|---|---|
| Klimaschutz & Emissionen | CO₂-Ausstoß durch Produktion, Logistik, Produkte Beitrag zur globalen Erwärmung |
Energiepreissteigerungen, CO₂-Bepreisung, physische Klimarisiken |
| Biodiversität | Entwaldung, Versiegelung, Pestizideinsatz, Eingriff in Lebensräume | Rohstoffverfügbarkeit, Reputationsrisiken bei entwaldungsbasierten Produkten |
| Lieferkette & Menschenrechte | Zwangsarbeit, Kinderarbeit, Umweltverschmutzung durch Zulieferer | Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, Produktionsausfälle, NGO-Kritik |
| Wasserverbrauch | Übernutzung von Wasserquellen in kritischen Regionen | Wasserknappheit = Produktionsrisiko, Konflikte mit Gemeinden |
| Abfall & Kreislaufwirtschaft | Plastikmüll, Ressourcenverschwendung, Umweltbelastung durch Einwegverpackungen | Rohstoffverknappung, Rezyklatverfügbarkeit, neue gesetzliche Vorgaben |
| Arbeitssicherheit & Gesundheit | Arbeitsunfälle, ergonomische Belastung, psychische Gesundheit | Produktionsunterbrechungen, Fachkräftemangel, Imageverlust |
| Digitale Verantwortung / Datenschutz | Umgang mit Daten, Überwachung, algorithmische Fairness | Cyberangriffe, DSGVO-Bußgelder, Vertrauensverlust bei Kunden |
| Produktverantwortung | Sicherheit, Nachhaltigkeit, Lebensdauer der Produkte | Regulatorische Anforderungen, Rückrufkosten, Imageverlust |
